RINGVORLESUNG
Kritische Ansätze zu Politik und Ökonomie
im globalisierten Kapitalismus
Universität Wien LVA
Nr. 210.292
TU Wien LVA Nr 187.306
an Montagen, 18:30 Uhr pünktlich, Universität Wien, HS 32
Termine, ReferentInnen, Kurzthemenliste
und Links zu weiteren Informationen
Datum |
Thema |
ReferentInnen |
Ergänzende Materialien |
Montags |
Organisatorisches: |
|
|
10.03. |
Neoliberale Globalisierung |
Stephan Schulmeister, Walter Baier |
Vortrag von Herbert
Walther, WU Wien |
31.03. |
Entpolitisierung der Geschlechterverhältnisse? |
Krondorfer,
Trallori |
|
07.04. |
Grundsicherung |
Fleissner,
Reitter |
Reitter1, Reitter2, Fleissner1, Fleissner2 (3 MB), |
14.04. |
Macht |
|
|
21.04. |
Ökologische Kernfragen |
|
|
28.04. |
Feministische Theorie |
||
05.05. |
Informationsgesellschaft |
Fuchs
(3 MB) Hofkirchner
|
|
19.5. |
Film im Spätkapitalismus |
|
|
26.5. |
Anthropo-Technologien |
3 ReferentInnen: Rhemann, Maurer, Lacina |
|
2.06. |
Bildung |
||
9.06. |
Globalisierung von Forschung u Entwicklung |
||
16.6. |
Kritik von Ökonomismus und Effektivität |
||
23.6. |
Geschlechterverhältnis und Antisemitismus |
Radonic |
Peham |
30.6. |
Immaterielle Arbeit/Präkarisierung - Theorie
des Postoperaismus |
Ringvorlesung
(2stündig) im SS08
FLEISSNER, Peter |
210292 |
Kritische Ansätze zu Politik und Ökonomie im globalisierten Kapitalismus
(G6, G8, G3) |
Ort: HS
32, Universität Wien
Zeit: Montags,
18:30 Uhr-20:00 Uhr pünktlich
Anrechenbarkeit:
Die Lehrveranstaltung ist für das Studium Politikwissenschaft
für die Module
·
Internationale
Politik (G3)
·
Policy-Analyse und Politische Ökonomie (G6) und
·
Politikwissenschaftliche
Frauen- und Geschlechterforschung (G8)
anrechenbar.
Die Lehrveranstaltung ist auch an der TU Wien angekündigt
(RV 187.306) und kann dort als Freifach belegt werden.
Ziele und
Inhalte der Lehrveranstaltung
In
Überblicksreferaten werden zentrale Politi
Modalitäten:
Um die
kritische Auseinandersetzung zu fördern, werden kurze und womöglich kontroverse
Impulsreferate von ausgewiesenen ExpertInnen in das
Thema einführen. Die Studierenden haben anschliessend
die Möglichkeit, eigene vorbereitete Beiträge einzubringen. Abschliessend
Plenardiskussion.
Methode
und Maßstäbe für die Beurteilung:
Die
schriftlich ausgefertigten Diskussionsbeiträge (ca. 10 Seiten) der Studierenden
(bzw. Essays zu einem Thema aus der Liste der Vorträge als Alternative) gelten
als Leistungsnachweis.
Baier,
Walter (2007). Prinzip „EntTäuschung“. Von den großen
Erzählungen zur neuen Sprache der Politik. Hamburg: VSA
Erreichbarkeit:
Peter
Fleissner, fleissner at transform.or.at, Tel
0043-1-5041190.
Termine und Kurzbeschreibungen
10.03. |
Neoliberale Globalisierung |
Schulmeister |
Baier |
Stephan Schulmeister
Titel
"Realkapitalismus und Finanzkapitalismus"
Abstract
Die Kombination vieler Merkmale im Hinblick auf Interessebündnisse,
Wirtschafts- und Sozialpolitik, ökonomisches Paradigma, Verhältnis Markt/Staat
und Unternehmer/Gewerkschaften kennzeichnen die zwei Ausprägungen einer
kapitalistischen Marktwirtschaft. In der ersten Hälfte der Nachkriegszeit
dominierte ein "realkapitalistisches Regime", in der zweiten Hälfte
der Finanzkapitalismus. Dies wird am Beispiel des Akkumulationsverhaltens der
Unternehmer, der Rolle der Finanzmärkte (und des Finanzsektors) sowie der
Politik empirisch deutlich gemacht.
Walter Baier
Titel
Neoliberalismus und Globalisierung
-- Schlüsselbegriffe der zeitgenössischen Transformation des Kapitalismus
Abstract
Kritik am Neoliberalismus ist angesichts anwachsender und immer sichtbarer werdender
Armut weit verbreitet. Selbst von konservativer Seite werden
Bedenken geäußert. Von linker Seite scheint das Wort
"Neoliberalismus" als eine Art Ersatzbegriff
zum scheinbar noch immer verpönten Wort für "Kapitalismus" verwendet
zu werden. Angesichts einer Unzahl von Begriffsverwirrungen ist
eine Klärung notwendig. Auch um eine sinnvolle Debatte um
ökonomische, soziale und politische Alternativen zu eröffnen. Ähnliches
gilt auch für den Begriff der "Globalisierung", in deren Ablehnung
sich extreme Linke und Rechte einig zu sein scheinen.
31.03. |
Entpolitisierung der Geschlechterverhältnisse? |
Krondorfer |
Trallori |
Lisbeth N. Trallori
Titel
Abstract
Ökonomisierung,
Verwissenschaftlichung und die Herausbildung individualisierter Subjekthaftigkeit, in der Körperlichkeit auf sich selbst
zurückgeworfen, in Form eines „Ich-Körpers“ existiert, werden im Zusammenspiel
mit einer neoliberalen Produktions- und Lebensweise diskutiert. Vor diesem Hintergrund wird die Konstruktion
eines „marktvermittelten“ Subjekts sichtbar, das seinen individuellen Nutzen
maximierend seine Körperlichkeit selbst plant, organisiert, verwaltet und kontrolliert,
um den sozialen, gesundheitlichen oder ökologischen Risiken in der Alltags- und
Arbeitswelt eigenständig, jedoch fern
jeglicher gesellschaftlichen Anbindung zu begegnen. Aus feministischer
Perspektive stellt sich dabei die Frage nach den Effekten dieses Modus der
Vergesellschaftung, nach der politischen Neutralisierung von sozialer Klasse,
Körper und Geschlecht.
Birge Krondorfer
Titel
Politische
Subjekte und die Ökonomisierung der Identität
Abstract
Identitätspolitiken – und die Kritik daran – sind sehr aktuell – und in der post/feministischen Theorie
und Praxis höchst umstritten. Oft jedoch fehlen Reflexionen darüber,
was der Begriff ‚Identität’ im Verhältnis zum Begriff des ‚Subjekts’ bedeutet. Oft fehlt die
Hinterfragung der Einbettung von “‚freigewählten Identitäten“ in einem von der
(männlichen) Ökonomie dominierten System. Oft fehlt
ein Nachdenken über politische Subjektivierungsprozesse
in/durch/gegen bestehende Geschlechterformationen.
07.04. |
Grundsicherung |
Fleissner |
Reitter |
Karl Reitter
Titel
Zeitsouveränität und das Projekt des bedingungslosen, garantierten
Grundeinkommen
Ausgehend vom
methodischen Ansatz, ökonomische und soziale Verhältnisse als
Zeitverhältnisse zu begreifen, soll das Konzept des BGE in den Kontext der gegenwärtigen
Transformation des Fordismus zum Postfordismus
gestellt werden. Insbesondere durch den Umbau des Sozialstaates soll immer
direkter auf die gesamte Lebenszeit der Individuen zugegriffen, und diese
bedingungslos auf die Bereitschaft zur Lohnarbeit zugerichtet werden. Innerhalb
der Erwerbsarbeit führt die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, die teils
geplante, teils durchgesetzte Anhebung des Rentenalters und die (versuchte)
funktionale Ausrichtung des Ausbildungssektors auf die Imperative der Kapitalakkumulation
zu ebensolchen Resultaten. Es soll gezeigt werden, dass das Konzept des BGE
eines der – wenn nicht das – Mittel ist, anknüpfend an Alltagserfahrungen,
dem Bedürfnis nach Zeitsouveränität Ausdruck zu verleihen.
Peter Fleissner
Titel
Grundeinkommen in Österreich – Beschreibung eines Forschungsdesigns
Abstract
Als methodische Ergänzung zu Karl Reitters
Beitrag wird ein Projektentwurf vorgestellt, der beim Fonds zur Förderung der
Wissenschaftlichen Forschung (FWF) eingereicht wurde. Das geplante Projekt
besteht aus vier Teilen: (1) Theoretische Analyse, (2) Empirische Erhebungen,
(3) Mathematische Simulation und (4) Bestimmung sozio-ökonomischer Effekte. Ein
einfaches Simulationsmodell, das als Vorstudie bereits entwickelt wurde und die
Dynamik der Auswirkungen behandelt, wird vorgestellt.
14.04. |
Macht |
Bauer-Jelinek |
Ofner |
Christine
Bauer-Jelinek
Titel
In der Wirtschaft herrscht Krieg -
und alle gehen hin...
Abstract:
Warum das neoliberale Gesellschaftssystem sich so leicht etablieren
konnte und warum es sich so schwer wieder verändern lässt
Franz Ofner
Titel
Machtfragen in der Arbeitswelt
Abstract:
o
Kurze Darstellung eines Machtkonzeptes (Herstellen von Abhängigkeit und
Vorgabe von Bedingungen an Abhängige)
o
Anwendung des Konzepts auf Arbeitsbeziehungen (Unternehmensleitung –
Belegschaft, Unternehmerverbände – Gewerkschaften, Rolle des Staates)
o
Veränderungen der Arbeitsbeziehungen durch Globalisierung und
EU-Integration
21.04. |
Ökologische Kernfragen |
Baum |
Fischer-Kowalski |
Marina Fischer-Kowalski
(Institut
für Soziale Ökologie / IFF Wien)
Titel
„Ist industrieller Stoffwechsel weltweit
zukunftsfähig?“
Abstract
Vor 300 Jahren hat in
Josef
Baum
Titel
Will Climate Change Enforce Global Justice? – the
Turning Point for the North- South Divide
Abstract:
Ecological issues, and (global) distribution issues
are now inextricably linked by necessities of climate change policy
Starting point:
Global mega-trends of social and development,
especially in the years since 2000:
1 Industrialization on global scale - big emerging countries
2 Intensification of the social
metabolism on all continents:
2a. Consumption growth for raw
materials, inclusively fossil fuels
2b. Increase in greenhouse emissions
An illustrative example is the development of
3 Complicated development of the global
patterns of disparity of income varies,
according to different the intra- and interregional effects. (Global
convergence and divergence effects)
Generally roughly undisputed: The divide between developing and developed
countries is increased by climate change by "costs" for impacts
(vulnerability) and adaptation.
But in global mitigation developing countries hold trumps:
The fundamentally new:
There are "deadlines" for the solution to
the climate issue, becoming an existential question of humanity
In relation to the dimension of
challenge in a short window of opportunity of about 15 years to keep the
drastic change still controllable.
The solution to the climate issue can finally only be global, therefore
requires the inclusion of all countries.
Poorer countries can and will only join on the basis of fairness and equality
Fairness and equity put the
questions on the historical responsibility of the accumulation of greenhouse
gases.
This question brings capitalist north’s past back in an unexpected way. For the
first time after decades or centuries strong trump cards belong to the south in
the central question of burden sharing.
There will be big and comprehensive solutions – or no solutions.
A fair solution for climate change mitigation will bring the foundation for the
development of the South to overcome the huge gaps now on the planet by
reallocation of capital and know-how, implicating global convergence and
cohesion.
But perhaps only after several attempts.
28.04. |
Feministische Theorie |
Ambrosch |
Reiterlechner |
Heidemarie Ambrosch
Titel
Vom fordistischen
Feminismus zur Theorie der Geschlechterverhältnisse
Abstract:
Wenn selbst konservative Politiker Feminismus als
Vokabel verwenden, ist es höchste Zeit, diesen Begriff aus seiner Beliebigkeit
herauszuholen und ihn entsprechend seiner geschichtlichen Entstehung, seiner
Theorie und Praxen zu besetzen. Das führt geradewegs zur kritischen
Bestandsaufnahme, was ist aus den Forderungen der feministischen Bewegungen
geworden (Recht auf Arbeit, Abschaffung der bürgerlichen Familie, der Kampf um
die Quote)? Frigga Haugs Theorie der
Geschlechterverhältnisse könnte ein wichtiger Baustein sein, Feminismen unter
den Bedingungen des Neoliberalismus neu zu schärfen und Visionen von
solidarischen Arbeiten und Leben wieder in das Zentrum zu bringen bzw. Schritte
von ebensolchen Praxen zu entwickeln.
Christine
Reiterlechner
Titel
Spielräume und Fallen für Frauen in westlichen
Industriegesellschaften
Abstract:
Vieles ist heute möglich für Frauen, das vor 50
Jahren undenkbar gewesen wäre, und viele Möglichkeiten werden auch von den
Frauen ergriffen (Bildung zB, Projekte,...),
Selbstbestimmung ist machbar.
Anderseits erreicht die Zurechtstutzung ebenfalls
nicht gekannte Ausmaße – buchstäblich durch das Chirurgenmesser, aber auch
übertragen.
Zeit, Bilanz zu ziehen über die Frauenbilder in
unseren westlichen Industriegesellschaften, deren Entwicklung und die Beiträge
der feministischen Theorie und Praxis zu dem Versuch, ein Selbstbild und eine
Selbstplatzierung als Frau zu finden.
05.05. |
Informationsgesellschaft |
Fuchs |
Hofkirchner |
Wolfgang Hofkirchner
Titel
Warum eine kritische Theorie
der Informationsgesellschaft mit einem vereinheitlichten Informationsbegriff
zusammenhängt
Abstract:
Der Begriff der
Realabstraktion bei Marx leistet gute Dienste, wenn es darum geht, zu
verstehen, warum der Informationsbegriff in Wissenschaft und Gesellschaft eine
derart prominente Rolle einnehmen konnte, unbeschadet aller Kritik an seinem
ideologischen Gebrauch. Es wird ein auf dialektischem Denken fußendes
evolutionär-systemtheoretisches Modell eines weltgeschichtlichen Umbruchs
vorgestellt, das mit Ernst Bloch konkret-utopisch genannt werden kann.
Christian Fuchs
Titel
Kritik der politischen Ökonomie des transnationalen
informationellen Kapitalismus
Abstract:
Dieser Beitrag geht der Frage
nach, wie kritische Theorie im Zeitalter der Mediatisierung, Informatisierung, des Internets und der wissensbasierten
Arbeit und Tätigkeit agieren soll. Welche Erkenntnisse kritischer
Gesellschaftstheorien sind dazu notwendig? Welche neuen Erkenntnisse werden
gebraucht, um die heutige Gesellschaft analytisch zu erfassen und zu
kritisieren?
Der Beitrag behandelt diese
Fragen aus der Sicht einer kritischen Gesellschaftstheorie, die sich auf die
Denklinie Hegel-Marx-Marcuse bezieht und durch den Ansatz der Kritik der
politischen Ökonomie der Medien und Kommunikation vertieft wird.
19.5. |
Film im Spätkapitalismus |
Steinberger |
Zavarsky |
Irene Zavarsky
Peter Steinberger
Titel
Re/Produktion kapitalistischer
Strukturen in Film und Fernsehen
Abstract
Wie und wo findet sich
ideologischer (Sub)text in us-amerikanischen
Hollywoodproduktionen? Welche subversiven oder herrschaftsstabilisierenden Funktionen
lassen sich festmachen? Wer steckt hinter den Produktionen?
An Hand von Beispielen aus
Filmen und TV-Serien sollen Muster erarbeitet werden die zeigen,
wie kapitalistische Strukturen mehr oder weniger offensichtlich in
diese Produktionen einfließen und so in unseren Wohnzimmern landen.
26.5. |
Anthropo-Technologien |
3 ReferentInnen: Rhemann
Maurer |
Lacina |
Josef Rhemann
Titel
"Anthropotechniken im globalen Zeitalter -
technische Eingriffe in die körperlichen, psychischen und sozialen Kernbestandteile
von Menschenleben ?"
Abstract:
Vor dem Hintergrund des Generalthemas der
Ringveranstaltung - Politik und Ökonomie im globalisierten Kapitalismus -
stellt sich die Frage nach Zusammenängen zwischen
Ökonomisierung und Technisierung ebenso, wie zwischen politischer Ideologie und
Technik-Phantasie. Letztere kreist seit der griechischen Mythologie immer auch
um das Thema der Verkünstlichung der den
Menschenkörpern eingeschriebenen Natur durch ihre
technische Herstellbarkeit. Heute im 21. Jahrhundert kreisen Kunstmenschen-Mythen um die im
Globalkapitalismus leitenden Technologien: Künstlich intelligente
Computerisierung der menschlichen Gehirne und Biotechnisierung der menschlichen
Gene. An die so anvisierte, technische Neuerfindung des Menschen koppeln sich
Gedanken der biosozialen Selektion und Elitenproduktion. Die damit verbundenen,
schon jetzt beginnenden Eingriffe in die Kernbereiche der menschlichen
Körpernatur nenne ich Anthropotechniken. Die Frage ist - welcher
Menschenbegriff und welches Menschenmodell liegt dem zugrunde
? Hier gilt es meiner Auffassung
nach kritisch rekonstruktiv anzusetzen: Beim Begriff des Menschen als
bio-psycho-sozialem Lebewesen. Wenn Aristoteles und Marx den Menschen als
Individuum fassten, welcher sich nur in Gesellschaft vereinzeln könne, stellt
sich die Frage nach den phylogenetischen, gattungsgeschichtlichen und
ontogenetischen Dimensionen der Anthropogenese und Geschichte.
Will man den in die menschliche Körpernatur
eindringenden Anthropotechniken kritisch begegnen, bewegt man sich
unvermeidlich im transdisziplinären Spannungsraum von Entwicklungsbiologie und
Philosophie. Hier würde ich gerne mit Dir ins Gespräch kommen.
Meine Ausgangsthese wäre dabei: /: Leben, so auch menschliches, ist auf
Eigenaktivität angewiesen. Daraus erwächst Autonomiegewinn. Die
Primärinitiative setzt das Genom durch organbildende Informationsweitergabe. In
der weiteren Folge übernimmt das Gehirn das biologische Geschäft der
organgebundenen Informationsverarbeitung.
Darauf beruht wiederum die sensomotorische Ausbildung kognitiver Schemata. Diese werden
ab einem bestimmten Stadium der embryonalen Entwicklung unter dem zunehmenden
Einfluss von Ausseneinwirkungen geformt. Über die
mitweltliche Strukturierung sensomotorisch
assimilierter Umgebungsimpulse wird die kognitive Informationsverarbeitung
sozialisiert und humanisiert.
Margarete Maurer
Titel
Technologische Innovationen in Wechselwirkung - Ansätze zur Bewertung von Anthropotechniken
Abstract:
erste gliederungspunkte und Anmerkungen - evtl. zu
Thesen ausbaubar:
- was wird unter ANTHROPOTECHNIK verstanden?
(Rhemann)
- Wo hat diese Aequivalente
ind er modernen biologisch-biotechnologischen osder biómedizinischen Forschung
und Praxis? (Maurer)
- Welche historisch ueberlieferten
Phantasien, Hoffnungen oder Befürchtungen verbergen sich (moeglicherweise)
dahinter oder koennten diesen zugrundeliegen?
- handelt es sich um "westliche"
Phantasien und Phantasmen oder sind diese international verbreitet oder
kulturell verwurzelt?
THESEN und FRAGEN:
Ende 18 und Anfang 19. jh
VOR dem NS setzte "man" viele hoffnungen
auf die biologische forschung zur
"Verbesserung" der Gesellschaft, welche man von sozialtechnologien
nicht erhoffte. Die spätere "Anwendung" des Darwinismus auf die
Politik des Nationalsozialismus bzw. in dieser konnte an diesen Hoffnungen der
Jahrhundertwende anknuepfen. Erklaert
dies mangelnden Widerstand gegen die NS-Biopolitik, mit ihrer
"Rassenbiologie", ihren Menschenversuchen und ihren
Vernichtungsmaschinerien?
- HEUTIGE BIO-TechnologInnen
wiederum meinen oft, Sozialtechnologien seien viel effektiver als
biomedizinische Versuche, "den" Menschen durch Klonen,
Erbgutveränderungen, Implantate usw. in eine Wunschrichtung zu verändern.
WAS wird heute versucht, wie
"realistisch" erscheinen diese Ansätze?
THESEN und FRAGEN:
- realisiert werden voraussichtlich nicht unbedingt
diejenigen Phantasien oder Wunschvorstellungen, welche in der öffentlichen
Diskussion im Vordergrund stehen (der geklonte Mensch), sondern es werden eher
Technologien entwickelt und zur Anwendung gebracht, bei welchen
unterschiedliche tehcnologische Innovationen oder
Innovationswege ZUSAMMENGEFUEHRT werden.
- z.B. medizinische Technologien der
Frühgeborenen-Hilfe koennten zusammenkommen mit
Tierversuchen, bei denen Embryonen transferiert werden in sog. "kuenstliche" Gebärmuetter,
z.B. Tierhäute mit Nährloesung, und dort OHNE muetterlichen lebendigen Organismus zur vollstaendigen
Entwicklung (bis zur "Geburt") zu bringen versucht werden. Der moegliche Effekt - Frauen überflüssig zu machen in der menschlichen Fortpflanzung - ist zumindest in
der Frühgeborenen-Medizin NICHT das Motiv oder die Triebkraft der Emtwicklungen, nach welchen immer juengere
Embryonen zur Entwicklungsreife gebracht werden koennen.
Gleichwohl kann es das Ergebnis sein. Welche Folgerungen ergeben sich hieraus fuer die Wissenschaftskritik und -politik?
- Wie ist das mit Nano-Technologien, mit chemischer
Beinflussung von Gehirnen usw.?
Katharina Lacina
Titel
Neue Reproduktionstechnologien
Abstract
Der eingriff in die
"menschliche Körpernatur" (Rhemann) durch Anthropotechniken ist eng
verbunden mit den Möglichkeiten der NRT (neuen reproduktionstechnologien),
die vor allem von feministinnen unterschiedlich
bewertet werden (von totaler ablehnung-männliche kontrolle über das geschehen im weiblichen körper, neukonzeption von mutter bzw. vaterschaft bis hin
zur befürwortung
dieser möglichkeiten als empowerment
von frauen). die inhaltliche anbindung
an rhemann (technische herstellbarkeit,
menschliche natur) und maurer (welche hoffnungen sind
damit verbunden) ist am beispiel der NRT sehr gut
nachzuzeichnen.
2.06. |
Bildung |
Erler |
Sertl |
Ingolf Erler
Titel
Learning to labour
Abstract:
Trotz der großen meritokratischen
Erzählung, ist unser Bildungssystem hochgradig sozial reproduktiv: die soziale
Position der Eltern überträgt sich zu einem großen Teil auf die Kinder.
Gerade mit dieser sozialen Scharnierwirkung lernen
wir jedoch nicht für die Schule, sondern für das Leben. In einem kurzen Input
gehe ich der Frage nach, wie die (Hoch)Schule systematisch Verlierer erzeugt
und damit die Vorrausetzungen schafft, dass ihre SchülerInnen
und StudentInnen die soziale Ordnung als
selbstverständlich verinnerlichen.
Paul Willis hat diesen Prozess einmal in einem
Buchtitel „Learning to Labour. How working Class Kids gets working class jobs“
genannt. In einer Zeit der Schulen für „Hochbegabte“ und universitären
„Exzellenzinitiativen“ gilt es den Blick wieder auf die andere Seite zu werfen:
Die schulisch erzeugte „Masse“, die notwendig ist um auf der anderen Seite eine
„Elite“ generieren zu können.
Michael
Sertl
9.06. |
Internationalisierung von Forschung und Technologie – Gefahr oder
Hoffnung? |
Polt |
M Weber |
Matthias Weber
(Matthias.Weber@arcs.ac.at)
Titel
Internationalisierung von
Forschung und Technologie: ein Überblick
Wolfgang Polt (Wolfgang.Polt@joanneum.at)
Titel
Internationalisierung
industrieller F&E – Motive und Effekte
Abstract
Globalisierung erfasst die
Produktion und Verteilung von Forschung und technologischer Entwicklung in unterschiedlicher
Weise: während die Produktion von wissenschaftlichem Wissen bereits seit einiger
Zeit (n Teilbereichen seit Jahrhunderten) weltweit vernetzt (wenn auch ungleich
verteilt) ist und sich international miteinander in Wettbewerb stehende Zentren
von Wissenschaftsproduktion und höherer Bildung herausgebildet haben, ist die
Entstehung von neuen Zentren technologischer Entwicklung (über endogene
Entwicklung oder über Verlagerung von F&E-Kapazitäten) ein jüngeres
Phänomen. Insbesondere die Entwicklungen in China und Indien waren in Europa
und den USA Anlaß für wachsende Befürchtungen, daß nach der Auslagerung von Produktion auch die
höherwertigen, strategischen Unternehmensfunktionen wie F&E von einer
solchen Globalisierungswelle.
Genährt nicht zuletzt durch
Entscheidungen wie jener von Novartis, ihren Forschungsstandort Wien
aufzugeben, wird die wachsende Internationalisierung von Forschung und
Technologie auch in Österreich mit Skepsis beobachtet. Andererseits hat der
Forschungsstandort Österreich in den letzten Jahren stark von der Ansiedlung
ausländischer Forschungseinrichtungen und generell der Auslandsfinanzierung von
F&E profitiert. Zudem findet die Internationalisierung von Forschung auch
über zahlreiche andere als finanzielle Kanäle statt (beispielhaft seien an
dieser Stelle nur die internationale Mobilität von Wissenschaftlern und die
Intensivierung der Forschungskooperationen in Europa erwähnt).
Ein kurzer Überblick über die
verschiedenen Ebenen und Mechanismen, die den Prozess der Internationalisierung
von Forschung und Technologie kennzeichnen, dient der Einordnung der dieser Entwicklung
im Bereich der industriellen F&E. So belegen die jüngeren
Internationalisierungsmuster zwar die wachsende Bedeutung der asiatischen
Standorte; dennoch bleibt die innereuropäische und transatlantische Kooperation
dominant. Die Motive für die Internationalisierung von F&E sind
vielschichtig, und das Kostenargument ist dabei – im Unterschied zur
Verlagerung von Produktionsaktivitäten – häufig nicht das entscheidende.
Ein Blick auf die
Internationalisierung von F&E aus der Unternehmensperspektive ist dabei
erhellend sowohl in Bezug auf die Motive für Standortentscheidungen als auch in
Bezug auf die Bedeutung der verschiedenen sogenannten Standortfaktoren. Neben
Befunden aus der jüngeren Literatur sollen zwei Fallstudien zu den
Internationalisierungsstrategien von Novartis und Siemens die Motive, Zwänge
und Effekte der Internationalisierung verstehen und bewerten helfen.
Die Fallstudien sollen in
Zusammenarbeit mit interessierten Studierenden im Vorfeld der Veranstaltung
erarbeitet werden. Hierfür werden Hilfestellungen gegeben und Kontakte für
Interviews vermittelt.
Vor dem Hintergrund der
jüngeren Befunde und Fallstudien soll in der abschließenden Diskussion eine
kritische Bewertung dieser Entwicklung vorgenommen werden.
Literatur sowie Kontakte für
die Interviews sind bei den Referenten erhältich.
Von studentischer Seite
könnten 2 Fallstudien durchgeführt und präsentiert werden:
Fallstudie Novartis und Fallstudie
Siemens
16.6. |
Kritik von Ökonomismus und Effektivität |
Lauggas |
Möschl |
Ingo Lauggas
Titel
Neoliberale Hegemonie? Zur Aktualität von Gramscis
„alternativem Marxismus“
Abstract:
Die politische Theorie Antonio
Gramscis hebt sich vom traditionellen Marxismus seiner Zeit unter anderem durch
ihre Kritik am Ökonomismus ab, also daran, in einem „fatalistischen Mechanizismus“ die ökonomischen Bedingungen als einzige
strukturierende Kraft des Sozialen und Politischen zu sehen. Gramsci ersetzt die Formel von ‚Basis und Überbau’ durch
die Vorstellung von einem Feld sich gegenseitig determinierender Kräfte, also
durch ein umfassenderes Verständnis der Dialektik zwischen gesellschaftlichem
Sein und gesellschaftlichem Bewusstsein. Dies führt auch zu einer völlig neuen
Auffassung einer „Politik des Kulturellen“.
Dieser Vortrag führt zunächst
in Gramscis Kritik am Ökonomismus und in zentrale Begriffe wie Staat, Zivi
Peter
Moeschl
Titel
Mythos Effizienz – Zur
Umcodierung der Arbeit durch die Logik des Kapitals
Abstract:
Effektivität bildet das klassische fachspezifische
Leistungskriterium konkreter Arbeit. Die darauf Bezug nehmende ökonomische
Effizienzbewertung lässt dieses Kriterium heute nur mehr als Voraussetzung des
höher eingestuften Kriteriums Effizienz erscheinen. Effektivität könne daher –
so meint man – unter dem Aspekt eines größeren gesellschaftlichen Kontextes
vernachlässigt werden.
Dass dem nicht so ist, sondern dass eine
effizienzorientierte Sichtweise rückwirkend tiefgreifende Strukturänderungen
der konkreten Fachbereiche, ebenso wie deren gesellschaftliche Bedeutung
bewirkt, soll am Beispiel der Medizin erörtert werden.
23.6. |
Geschlechterverhältnis und Antisemitismus |
Radonic |
Peham |
Ljiljana Radonic
Titel
Die friedfertige Antisemitin? Kritische Theorie über
Geschlechterverhältnis und Antisemitismus
Abstract:
Jahrelang hat die „neue Frauenbewegung“ im Sinne einer
identitätsstiftenden Geschichtsschreibung ein positives Bild von „der Frau“ im
NS gezeichnet, was nicht selten zu einer den Holocaust verharmlosenden und antisemitischen
Argumentation führt(e). Entgegen der Tatsache, dass Frauen als
KZ-Aufseherinnen, Denunziantinnen oder Fürsorgerinnen an der antisemitischen
Ausgrenzung und Vernichtung von Jüdinnen und Juden begeistert mitwirkten,
werden sie in feministischen Schriften oft auch, im Widerspruch zu dem obigen
positiven Bild, gerne als auf die Mutterrolle reduzierte „Gebärmaschinen“
(Renate Wiggershaus) dargestellt. Während 1988 zum Jahr des Holocausts an den
Frauen erklärt wurde, gaben feministische Theologinnen dem Judentum die Schuld
am Untergang des Matriarchats, dem Patriarchat weiters die Schuld am
Nationalsozialismus… Wie die Schuldkette weitergeht, kann man bei Gerda Weiler
nachlesen – ein feministischer Fall von Täter(innen)-Opfer-Umkehr.
Andreas Peham
Titel
Siegfrieds Phobien: Antisemitische Gemeinschaftsbildung
und Kastrationsangst
Abstract:
Bei der Suche nach den Verbindungen zwischen
Antisemitismus und Sexismus ist eine wichtige Differenzierung vorzunehmen,
nämlich die zwischen Antisemitismus als kollektiver Wahnvorstellung und
Weltanschauung einerseits und antisemitischer Stereotypenbildung andererseits.
Während letzterer keine Geschlechterunterschiede kennt, ist ersterer zumindest
historisch identisch mit Antifeminismus und Mysogenie.
Die antisemitische Gemeinschaft ist eine sexistische, was nicht heißt, dass
Frauen sich nicht auch einordnen würden. Als Gemeinschaft der Identischen hilft
sie ihren Mitgliedern, die skandalöse und Angst machende Differenz, die mit
Schwäche identifizierte Weiblichkeit abzuwehren
30.6. |
Immaterielle Arbeit/Präkarisierung - Theorie
des Postoperaismus |
Hammer |
Vater |
Heide
Hammer, Philosophin. MedUni Wien.
Stefan
Vater, Bildungssoziologe, Verband Österreichischer
Volkshochschulen, Lehrbeauftragter für Bildungssoziologie und Gendertheorie an
der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz
Titel
Umherschweifende
ProduzentInnen.
Immaterielle Arbeit und Prekarisierung.
Theoretische Aspekte des Postoperaismus.
Abstract:
Im Beitrag ist eine Kurzdarstellung von Aspekten postoperaistischer Theorie (Immaterielle Arbeit, Prekarisierung, Multitude)
geplant – der Fokus liegt auf der These einer grundlegenden Veränderung
kapitalistischer Arbeit aber ebenso kapitalistischer Reproduktion.
Der Nutzen des gesamten Vermögens/Potentials der
Arbeitskraft und die darin inkludierte Anerkennung der Person eröffnet die
Beschäftigung mit Formen internalisierter Kontrolle und begeisterter
Affirmation neuer und bewährter Machtverhältnisse.
Literatur:
Toni Negri (et.al), Umherschweifende Produzenten.
Immaterielle Arbeit und Subversion, Berlin 1998.
Marianne Pieper, Biopolitik – Die Umwendung eines
Machtparadigmas. Immaterielle Arbeit und Prekarisierung,
in: dieselbe (et.al), Empire und die biopolitische Wende. Die internationale
Diskussion in Anschluss an Hardt und Negri, Fran