Von: Albert Koestler [AlbertKoestler@gmx.de]
Gesendet: Donnerstag, 22. November 2007 22:44
An: Albert Koestler
Betreff: Venezuela: Artikel in Indymedia

Vielleicht interessant.

 

Albert

Quelle: http://de.indymedia.org/2007/11/199568.shtml

Venezuela: Studenten auf der Straße- SI o NO?

Zarah 16.11.2007 10:13

Zehntausende Studenten demonstrierten gestern in Caracas/Venezuela für die geplante Reform der Verfassung. In den letzten Wochen war es mehrmals zu schweren Übergriffen von Anhängern der rechten Opposition auf linke und bolivarische Studenten gekommen. Ein Bericht.

Einem Aufruf von linken und bolivarischen Studenten- und Universitäts-Gruppen sind am Mittwoch Vormittag (Ortszeit) in Caracas Zehntausende gefolgt. Die Demonstration für die Verfassungsreform zog durch die Straßen von Caracas vom zentralen Plaza Venezuela bis in das Regierungsviertel. Vertreter von Studenten- und Universitätsorganisationen übergaben an mehrere Institutionen ein Dokument zur Unterstützung der am zweiten Dezember der Bevölkerung zur Abstimmung gestellten Reform. Außerdem verurteilten sie darin die zunehmende Gewalt ausgehend von einigen Reformgegnern. In den vergangenen Wochen hatte die Opposition mehrfach im Regierungsviertel demonstriert, oft endeten die Aufmärsche mit gewalttätigen Ausschreitungen.

"Die Situation in Caracas und Venezuela ist ein wenig angespannt. Allerdings bei weitem nicht so sehr wie die Medien es uns glauben lassen wollen.
Bewaffnete Gewalt ist bei diesen oppositionellen Studierenden, von denen viele Mitglieder unterschiedlicher rechter und rechtsextremer Parteien bzw. deren Studi- oder Jugendorganisationen sind, üblich, nicht nur gegen die erstaunlich zurückhaltende Polizei (die auf Demonstrationen ohnehin keine Waffen benutzen darf) oder die Linke, sondern auch untereinander.

Am 2.11. schoss eine studentische Oppositionsgruppe in der Zulia-Universität in Maracaibo auf eine andere Oppositionsgruppe und verursachte eine Tote und elf Verletzte. In internationalen Medien wurde der Vorfall als Konflikt zwischen Linken und Opposition dargestellt.
Dennoch sind diese rechten Studenten relativ wenige, doch sie bekommen ein enormes Medienecho - im In- und Ausland. In Venezuela gibt es mehr als eine Million Studierende, allein in Caracas an die 500.000. An den landesweiten Demonstrationen nehmen dennoch nur etwa 10.000 teil.

Am 7. November griffen oppositionelle Studenten nach einer Demonstration in Caracas zunächst in der Universidad Central Venezuela (UCV) einige Aktivisten an, die Plakate zugunsten der Verfassungsreform aufhängten und anschließend die traditionell linke Fakultät für Sozialarbeit der Zentraluniversität UCV, in der eine Versammlung von linken Studierenden und Beschäftigten der UCV stattfand, mit Steinen und Schusswaffen an, riefen „wir werden euch lynchen“ und legten Feuer, um das Gebäude niederzubrennen

Artikel auf Englisch findet sich hier:
http://de.indymedia.org/img/extlink.gif http://www.venezuelanalysis.com/news/2814

und das video hier:
http://de.indymedia.org/img/extlink.gif http://www.radiomundial.com.ve/yvke/noticia.phpt=990&sid=dd52e2de36f48f32b78e7b1db1b24ee6)

Die in der Presse gezeigten Fotos von bewaffneten Linken wurden aufgenommen, als sie den Schutz für die 125 eingesperrten Personen organisierten, um sie aus dem Gebäude herauszuleiten. Der einzige Verletzte durch Schußwaffen ist ein bolivarischer Student, der einen Bauchschuss hat. Die Polizei intervenierte nicht, da sie wegen der Universitären Autonomie nur auf den Ruf durch die Universitätsleitung das Unigelände betreten darf.
Am 8.11. in San Cristóbal bewarfen die "Studierenden" aus einer Demonstration heraus das Büro der kommunistischen Partei mit Molotowcocktails....

Die Direktoren der Hochschulrektoren der alten öffentlichen Universitäten (Im gesamten alten öffentlichen Unisystem studieren
440.000, in dem seit 2003 neu geschaffenen System der Bolivarischen Universität, UBV, inklusive des dezentralisierten Hochschulsystems Misión Sucre 330.000 und Hunderttausende weitere verteilen sich auf Privatunis und diverse öffentliche und private Institute) sind nahezu alle gegen die Verfassungsreform und den Transformationsprozess eingestellt.

Der Transformationsprozess verwandelt den Zugang zu Hochschulbildung in eine nicht-elitäre Angelegenheit. Neben den typisch kleinbürgerlichen Statusängsten nimmt dies den Rektoren zahlreiche Einnahmequellen. Das betrifft nicht nur die gängige Praxis des Verkaufs von Studienplätzen. So obliegt es z.B. einer Art Hochschulrektorenverband neue Fakultäten an öffentlichen Unis zuzulassen. Da aber die meisten Rektoren Besitzer oder Teilhaber von Privatunis sind, die Juristen gegen saftige Gebühren ausbilden, wurden seit 1958 keine neuen Jurafakultäten zugelassen. Die Verfassungsreform sieht auch vor, in den Unigremien ein Stimmenparität von Professoren, Studierenden und Beschäftigten einzuführen (bisher wiegt jede Professorenstimme wie 40 Studierendenstimmen). Eine Forderung linker Hochschulpolitik, die von den Rektoren als Angriff auf ihre Autonomie betrachtet wird.

Die Studidemos sind letztlich Teil einer Propaganda die schon seit 2006 in dieser Form geplant und durchgeführt wird. Während sich die Oppositionsparteien zurückhalten, treten die Studierenden (mit Finanzierung aus den USA, von den Parteien, von Unternehmen...) als friedliche junge Leute präsentiert werden, die sich um die Demokratie sorgen...

Die Basisorganisationen sind allerdings auf alles vorbereitet und haben bereits verkündet, gegen weitere Destabiliserungsversuche vorzugehen."

Am Mittwoch Mittag verliefen die meisten Aktionen der Oppositionellen friedlich, die in vielen Städten zu Protesten aufgerufen hatten. Die Teilnehmerzahlen waren allerdings geringer als in den letzten Wochen. Die venezolanische Presse führt dies auf die anstehenden Hochschulwahlen an der Universidad Central (UCV) in Caracas zurück.

In der Hauptstadt blieb es an diesem Mittwoch friedlich. Vereinzelte Ausschreitungen gab es bei Protesten unter Beteiligung gewaltbereiter Studenten in anderen Städten. Wie schon im Vorfeld des Putschversuches 2002 versuchen Teile der oppositionellen Presse ein verzerrtes Bild der Proteste zu zeichnen und stilisieren sie zu Aufständen hoch.

Der venezolanische Innenminster Pedro Carreño rief die Protestierer auf, die demokratischen Regeln einzuhalten und friedlich zu demonstrieren. Unterstützung bekam er von verschiedenen gesellschaftlichen Kräften, unter anderem mittlerweile auch von der wegen Duldung gewaltbereiter Kräfte viel kritisierten Universitätsleitung der Universidad Central, auf deren Gelände in der vergangenen Woche die Hetze auf Regierungsanhänger stattgefunden hatte.

Präsident Hugo Chávez bereiste in den letzten Tagen das Land um für das Reformprojekt zu werben. Weiterhin finden neben zahlreichen Veranstaltungen vermehrt dezentrale Demonstrationen statt, die angesichts der großen Beteiligung von Studierenden das Bild der studentischen Massenbewegung gegen die Reform relativieren. Die Studenten sollen auch direkt von der Reform profitieren: An den Universitäten soll in Gremien laut Änderungsvorschlag die paritätische Vertretung aller Gruppen eingeführt werden, eine Forderung, die in Deutschland von Studentenorganisationen seit Jahren erhoben wird.

 

 

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